Der Kater vor der Feier - Warum wir trotzdem feiern werden
Phase 1-4: vom Leugnen zur Depression
Ich war geschockt. Jordy Nelson gecuttet. Das muss ein
Fehler sein! Die Timeline ist voll von verzweifelten Packers Fans und
überraschten Facebook-Seiten. Kein Fehler. Aber irgendwas muss dahinter
stecken! Eine Restrukturierung? Vielleicht sogar eine Werbeaktion für "Jordy's Farm Fresh Flakes"? Angeblich wäre der Cut der einfachste Weg Jordy
für vereinsfreundliche Konditionen zu resignen. Warum weiß nur niemand was von einer möglichen Restrukturierung? Hoffnung. ES MUSS SO SEIN! “We
cannot thank Jordy enough for all that he has given the Green Bay Packers and
our community for the past 10 years,” Gutekunst said. NEEEEEEEEEEEIN! Trauer,
Resignation. Jimmy Graham? Mir doch egal. Jordy …
Etwa so wird es jedem von uns gestern Abend ergangen sein,
als er von Jordys Cut erfahren hatte. Innerhalb von wenigen Stunden haben wir
die 5 Phasen der Trauerbewältigung durchlaufen. Von Leugnen, über Zorn, zu
verhandeln, der Depression und nun bin ich langsam bei der Akzeptanz angekommen
nach wie vor begleitet von Ungläubigkeit.
Die Green Bay Packers ohne Jordy Nelson. Aaron Rodgers ohne
Jordy Nelson. Ein Bild, das es seit 2007 nicht gab und an das an sich wohl oder
übel gewöhnen muss. Dass Jordy mehr als nur ein Spieler der Packers ist muss
ich euch nicht erzählen. Unsere #87 ist ein Ausnahmeathlet und ein
unglaublicher Charakter. Nicht umsonst sind Aaron Rodgers und er nicht nur
Teamkollegen sondern gute Freunde. Aus diesem Grund überrascht es nicht, dass
unsere #12 mit herzerwärmenden Worten in den Social Media Kanälen von seiner
Lieblingsanspielstation verabschiedet.
Phase 5: die Akzeptanz
Nun ist Football weniger für seine herzerwärmenden
Geschichten bekannt, als vielmehr für packende Spiele und spektakuläre
Spielzüge. Und so traurig es ist: das Vergangene zählt im Business NFL nichts
und ehrlich gesagt ist für Nostalgie kein Platz wenn das Ziel der nächste Titel ist. Und die
Lombardi Trophy ist in Green Bay, Titletown, immer das Ziel. Wenn es nach uns
geht sollen alle Fanlieblinge/Identifikationsfiguren unter allen Umständen
gehalten werden, die Mannschaft soll aber trotzdem jedes Jahr als Contender um
den Super Bowl mitspielen. Ein schwieriges Unterfangen für jeden Manager oder eben eine Kunst für sich (hehehe)
So ungern ich die Patriots als Best Practice nenne, muss ich
ausnahmsweise (teilweise) lobende Worte für Belichick und Co. finden. Bei den
Patriots hat man das Gefühl, dass alle Emotionen dem Erfolg untergeordnet sind.
Jedes Jahr werden Leistungsträger ohne ein Abschiedstränchen weggeschickt und
das Trainerteam schafft es trotzdem, dass alle Rädchen ineinandergreifen.
Versteht mich nicht falsch – die Packers sind für mich weit mehr als eine
durchgeölte Erfolgsmaschine. Identifikationsfiguren, Charaktere, Freundschaften,
die Leidenschaft der Fans. Das alles sind Attribute, die für mich die Packers
wie kein anderes Team innerhalb der NFL ausmachen. Aber eins können wir von den
Patriots lernen: zu lange an dem Erreichten festhalten und sich gegen
Veränderungen sträuben ist oft der falsche Weg. Wie oft haben Teams an ihren "alten", verdienten Spielern festgehalten in der Hoffnung, dass sie ihre Leistung ewig
abrufen können und dadurch vielleicht einen sanften Umbruch verpasst?
Liebe ich Jordy? Absolut!
Hat er großartige Hände? Ohja!
Sind #12 und #87 eins der besten QB-WR-Gespanne in der
Geschichte der NFL? Definitiv!
Hätte ich mir gewünscht Jordy weiter in Green und Gold zu
sehen? F*ck ja!
Spreche ich gerade mit mir selbst? Vielleicht ...
Kann ich verstehen, dass man Jordy letztendlich gecuttet
hat? Leider ja.
Aus sportlicher Sicht gibt es
wenige Gründe für den Cut. Jordy ist nach wie vor einer der besten Receiver in
der NFL. Wenn Rodgers in Richtung #87 geworfen hat, wusste man, dass das Ding
aller Voraussicht nach in den Händen von Nelson landet und für 10+ Yards gut
ist, nicht selten auch für den Home Run. Trotzdem besteht die Gefahr, dass
Jordy mit seinen bald 33 Lenzen nicht mehr die Leistung bringen kann, die wir
gewohnt sind. 25 Catches, 290 Yards und 6 Touchdowns hat er in den ersten sechs
Spielen eingefahren. Rechnet man das auf eine ganze Saison mit Aaron Rodgers
hoch, kommt man auf passable 66 Catches, 773 Yards und fantastische 16 TDs.
Auffällig ist aber auch, dass die durchschnittlichen Yards per Catch in den
letzten Jahren kontinuierlich runtergegangen sind und dass Jordy letztes Jahr
kein einziges 80+ Yards Spiel gelungen ist. Zudem hat mich geschockt, dass er
letzte Saison durchschnittlich nur 1,2 Yards after Catch (per Target) gemacht
hat. Das bedeutet, dass er in den meisten Fällen keine Separation zum
Verteidiger schaffen konnte.
Jordy Career Stats
Mir fällt es ehrlich gesagt schwer
an Jordy zu zweifeln und das Haar in der Suppe zu suchen. Fakt war bisher: ein
Cap Hit von über 30 Millionen für 3 Receiver sind alles andere als sinnvoll.
Von daher war damit zu rechnen, dass entweder Cobb oder Nelson gehen müssen.
Letztendlich war das Risiko den Routinier zu cutten nicht mehr höher als ihm 10
Mio. zu zahlen. Mit Adams haben wir einen Receiver, der sich letztes Jahr die
Bezeichnung No. 1-Receiver absolut verdient hat. Mit Graham kommt ein Target,
dass in der Redzone mindestens so gefährlich wie #87 ist und im Draft hat man
die Chance Schnelligkeit in ein ansonsten recht langsames Receiver-Corps zu
bringen und damit ein zusätzliches offensives Element zu kreieren. Der
sportliche Verlust ist somit zu verkraften. So wird es insbesondere Jordys
Charakter sein, der uns in den kommenden Monaten und Jahren fehlen wird.
Ob man die gesparten 10 Mio. $ in
gleicher Summe direkt in einen 31-Jährigen TE investieren muss wird die Zukunft
zeigen. Graham allerdings 1 zu 1 mit Nelson zu vergleichen ist zu kurz
gegriffen. Graham hilft uns nicht nur mit unserem Passspiel, sondern kann als
Blocker im Run Game oder gegen den Blitz eine wichtige Stütze für Variabilität
in der Offense bilden. Während wir mindestens 2 weitere gute WR haben, sind wir
bei den TEs dünn besetzt (derzeit nur Kendricks). Wir hätten also sowieso Geld
oder Pick in einen TE investieren müssen, um die Baustelle in unserem Roster zu
schließen. Und die mit Graham geschlossene Baustelle war größer, als die, die
wir jetzt mit Jordy aufreißen.
Subjektiv tut es nach wie vor weh
Jordy zu verlieren, aber objektiv erkenne ich langsam einen Sinn hinter dem
Move (oder ich suche einfach nur verzweifelt einen Sinn :D ). Ich ziehe vor jedem Manager den Hut, der es schafft trotz enger
Verbundenheit zum Club objektiv Entscheidungen zu treffen. Chapeu Gutekunst.
Gutekunst's Offseason so far
Allgemein muss ich sagen gefallen
mir die Moves von unserem neuen GM gut. Warum ich den Trade von Randall/Kizer
gut finde, hatte ich schon unter einem unserer Beiträge kurz erklärt.
Ergänzen kann ich noch, dass mir
Kizers Leistung gegen uns letztes Jahr gut gefallen hat. Der junge hat durchaus
Potenzial und die Chance im Schatten von Rodgers etwas Sicherheit zu gewinnen
und sich einiges abzuschauen. Dass man bei den chaotischen Browns des Vorjahres
versagt, nachdem man fast direkt ins kalte Wasser geworfen wird, war absehbar.
Ich hoffe zwar nicht, dass wir in der Regular Season/Playoffs viel von Kizer
sehen werden, aber falls doch, glaube ich, dass es besser läuft als mit
Hundley.
Zudem hat man es geschafft
Wilkerson zu einem absolut fairen Deal für unsere D-Line zu gewinnen. Der
Fleischklops kommt für vertretbare 5 Mio. + mögliche 3 Mio. $ incentives zu
uns. Das finanzielle Risiko ist überschaubar, während die sportlichen Chancen
mit einer D-Line Clark, Daniels und Wilkerson enorm ist.
Gutekunst zeigt schon zu Beginn seiner Amtszeit, dass er nicht da ist, um es jedem Recht zu machen und dass er bereit ist die Ärmel hochzukrempeln und die unangenehmen Jobs zu machen. Zudem rechne ich ihm hoch an, dass er nach dem Cut die non-deflated balls gezeigt hat und sich auf der PK der Presse gestellt hat.
Gutekunst zeigt schon zu Beginn seiner Amtszeit, dass er nicht da ist, um es jedem Recht zu machen und dass er bereit ist die Ärmel hochzukrempeln und die unangenehmen Jobs zu machen. Zudem rechne ich ihm hoch an, dass er nach dem Cut die non-deflated balls gezeigt hat und sich auf der PK der Presse gestellt hat.
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